Hallenbadsituation

Ein Plädoyer an den Landkreis Göttingen für den Erhalt des Hallenbades in Reinhardshagen

Am 18. Januar 2025 hat der Bürgermeister Fred Dettmar der Gemeinde Reinhardshagen (Rhg) beim Neujahrsempfang die Schließung des Hallenbades in Vaake ab Mai angekündigt (bzw. die Nicht-Wiedereröffnung nach der Sommerpause).

Der Grund:

Die Gemeinde kann die laufenden Kosten (zwischen 200-300k€) nicht mehr allein stemmen. Auch wenn ca. 80% der Nutzer aus Hann. Münden kommen, sieht auch die Stadt HMÜ leider keine finanziellen Möglichkeiten, die Gemeinde zu unterstützen, da die Kreisumlage (Abgaben an den Landkreis) sowie Maßnahmen zur Erhaltung der eigenen Infrastruktur den Haushalt sehr belasten.

Die unmittelbaren Folgen der Schließung:

Gemeinnützige Vereine (Schwimmverein, DLRG Ortsvereine RHG und HMÜ), deren Angebote unbestreitbar eine gewisse Systemrelevanz haben, werden sich auflösen und neben dem öffentlichen Schwimmen auch deren vielfältigen Angebote:

  • Anfängerschwimmen
  • Schwimmabzeichen für Kinder und Erwachsene, inkl. Lehrkräfte und Übungsleiter, um Aufsicht am Beckenrand führen zu dürfen
  • Schwimmsport für Kinder, Jugendliche und Erwachsene
  • Präventionskurse (Aquafitness, Wassergymnastik)
  • Rettungsschwimmerausbildung der DLRG Ortsvereine
  • Aufsicht der DLRG Rettungsschwimmer in Schwimmbädern, an öffentlichen Gewässern (Seen, Flüsse, Meer) und bei Veranstaltungen
  • öffentliche Veranstaltungen (Schwimmabzeichentag, 24-St-Schwimmen, 100er-Challenge, etc.) Kinder- und Jugendarbeit
  • Ausbildung von Rettungsschwimmern, Übungsleitern und Studenten der Polizeiakademie

Der Landkreis Göttingen:

Anderseits plant der Landkreis Göttingen die Sanierung des kleinen und flachen Lehrschwimmbeckens in der 3-Flüsse-Realschule für mehrere Mio. € (HNA, 3.5.2023), damit die Schulen weiterhin Wassergewöhnung (mehr gibt das Stundenkontingent für den Schwimmunterricht nicht her) machen können. Aber was nützt uns ein saniertes Lehrschwimmbecken für die Wassergewöhnung im hüfttiefen Wasser, wenn sowohl die Vereine als auch das Hallenbad für die anschließende Schwimmausbildung fehlen?

Der Landkreis hätte zwar seine Verpflichtung als Träger der Schulen erfüllt, die Mündener Bevölkerung hingegen fühlt sich nach der Schließung des Gimter Hallenbades vor 20 Jahren (HNA, 04.08.2024) ein zweites Mal im Stich gelassen.

Da hilft auch ein teurer Schwimmcontainer (ca. 500k€ Anschaffungskosten) nicht,...

  • ...dessen Standort immer wieder wechseln soll (was machen die Kinder, die das Kursziel noch nicht geschafft haben?)
  • ...in dem nur 6-8 Personen passen (was macht der Rest der Schulklasse?)
  • ...welcher ohne Vereine die meiste Zeit (nachmittags, Ferien) ungenutzt herum stehen würde.

Weitere Folgen der Schließung:

Das organisierte Schwimmen und Rettungsschwimmen in einer hochwasser-gefährdeten 3-Flüße-Stadt wäre mit der Schließung des Hallenbades Vaake jedenfalls Geschichte. Generationen von Schülern verlassen dann die Schulen als NichtschwimmerInnen, denen dadurch auch soziale Ausgrenzung droht (keine Freibadbesuche oder Schlauchbootfahrten). Aber auch Kanuten und Ruderer werden vermutlich bald Nachwuchsprobleme bekommen. Die Freizeitangebote gehen also zurück, die Stadt wird diesbezüglich unattraktiver und das Stadt-Land-Gefälle wird weiter verstärkt. Die vielfältigen, ganzjährigen Angebote zur Bewegung im Wasser, die auch zur Lebensqualität und Gesundheitsvorsorge beiträgt, würden wir schmerzlich vermissen.

Finanzierung möglich, wenn man interkommunal denkt:

Das betroffene Hallenbad liegt zwar in Hessen, wird aber überwiegend von Mündener Bürgern genutzt. Hier ist also Handeln über die jeweiligen Zuständigkeiten hinaus, ein Überdenken von Prioritäten und ein langfristig ausgelegtes, gemeinschaftliches Konzept gefragt. Seit mehr als 10 Jahren wird bereits darüber diskutiert (HNA, 14.2.2014). Vermutlich wäre ein gemeinschaftliche Trägerschaft für den Landkreis, wenn er sich denn beteiligt, sogar deutlich günstiger als die millionenschwere Sanierung und der weitere Unterhalt des Lehrschwimmbeckens. Eine Umlage der bereits geplanten Sanierungskosten auf die laufenden Kosten des Hallenbades würden sowohl den Betrieb als auch die Existenz der Vereine und ihrer Angebote für die nächsten zwei Jahrzehnte sichern.

Wäre diese Situation nicht eine schöne Gelegenheit, im Sinne der gesamten Bevölkerung zu entscheiden?

Stattdessen:

  • eine angekündigte, aber nie durchgeführte Potentialanalyse (HNA, 5.7.2023)
  • ein Sportentwicklungskonzept inklusive einer Planungsgruppe für ein Hallenbad (HNA, 22.8.2019), ohne Folgen
  • das bequeme, aber unrealistische, Hoffen auf Investoren (HNA, 3.5.2023), was unerfüllt blieb, da diese gewinnorientiert denken

All diese gut gemeinten Ansätze haben in der Vergangenheit Erwartungen geweckt, die dann doch nicht erfüllt wurden und sehr viele Bürger enttäuscht haben.

So erzeugt man Politikverdrossenheit und stärkt Populisten.

Wir fordern:

  • Keine Priorität für die teure Sanierung des Lehrschwimmbeckens, in dem kein qualifizierter Schwimmunterricht möglich ist.
  • Die nachhaltige Sicherung des Hallenbadbetriebes, z Bsp. durch Verwendung des Sanierungs-Budgets für das Lehrschwimmbecken und/oder durch die Gründung einer gemeinsamen Trägerschaft (z. Bsp. Rhg, HMÜ, VHM, LK Gö, LK Kassel). Die Verteilung der laufenden Kosten auf mehrere Schultern wäre fair und ist auch möglich, wenn man wirklich möchte.
  • Die Potentialanalyse (zum Bau eines Hallenbades in HMÜ als Alternative zur Sanierung des Lehrschwimmeckens) doch noch durchzuführen. Mit dem Sanierungs-Budgets für das Lehrschwimmbecken wäre ein Teil der Baukosten ggf. schon vorhanden, die man mit Förderprogrammen aufstocken könnte.

Was kann ich tun:

  • Sprechen Sie Ihre gewählten Vertreter in der Politik an, dafür wurden sie gewählt
  • Äußern sie sich in den sozialen Medien, viele sind nicht informiert
  • Nehmen Sie an der Online-Petition teil, jede Unterschrift zählt --> klick
  • Diskutieren Sie auch mit, wenn Presseartikel veröffentlicht werden (Leserbriefe).
  • Sprechen Sie uns gerne an, wenn Sie Fragen und Ideen haben.

Was tun wir:

Wir, der Schwimmverein und der Förderverein Bäder in Reinhardshagen, hatten bereits und suchen weiterhin Gespräche mit Vertretern aus Politik (Bürgermeister, Kommunalpolitiker) und Verwaltung (Landkreis Göttingen). Aber die Situation ist komplex und eine Lösung noch nicht in Sicht. Insbesondere die Landesgrenze wird als Hindernis oder Ausrede gesehen, obwohl es vor allem um HMÜ geht.

Je mehr Bürger sich aber äußern, desto höher wird der Handlungsdruck. Oder ist es Ihnen egal?

Vielen Dank!

Die Karte zeigt alle Hallenbäder (inkl. der Lehrschwimmbecken in HMÜ und Adelebsen) in der Region und verdeutlicht, dass das Hallenbad in Reinhardshagen vor allem den Altkreis Münden bedient und ohne Alternative ist. Die Entfernung zu anderen Hallenbädern für die Durchführung regelmäßiger Angebote (falls man überhaupt eine Belegungszeit bekäme) ist zu weit.

Martti Kaempgen, 1. Vorsitzende des Schwimmvereins Münden / Reinhardshagen

Es gibt auch eine Petition für den Erhalt des Hallenbads: